Jetzt wird Yannick Tonye auf rechts mal in Szene gesetzt, der immerhin einen Einwurf in Tornähe herausholt. Und der wird tatsächlich gefährlich, den bogenlampenförmigen Kopfball von Lars Dietz kann Jan Olschowsky gerade noch über den Querbalken kratzen!

Eine halbe Stunde ist um. Ein fußballerischer Leckerbissen ist das hier noch nicht, Viktoria Köln kann die spielerische Dominanz der ersten Viertelstunde nicht mehr aufrechterhalten und verstrickt sich in den hart geführten Duellen in der neutralen Zone.

Lars Gindorf und Mehdi Loune versuchen sich mal an einem Doppelpass, der Angreifer geht an der Sechzehnerkante aber viel zu leicht zu Fall.

Auch für ein taktisch anmutendes Foul von Lucas Wolf zückt der Unparteiische Leonidas Exuzidis noch nicht den ersten gelben Karton. Dieser kann aber nur eine Frage der Zeit sein.

Mit dem Rücken zum Tor kann Lars Gindorf die Kugel immerhin mal behaupten, ansonsten ist es für den Aachener Top-Torjäger bislang aber ein undankbares Spiel. Die Alemannen bekommen ihre Spitzen nicht in Szene gesetzt, warten noch auf den ersten Torschuss.

An gefühlt jedem zweiten Zweikampf ist Lukas Scepanik beteiligt, der gebürtig aus Köln stammt und in der FC-Jugend ausgebildet wurde.

Die Gangart wird härter, auf dem Flügel wird jeder zweite Zweikampf mit einer Grätsche entschieden. Der Unparteiische belässt es noch bei einer sanften Linie und verzichtet auf die erste Verwarnung.

Das Momentum ist mittlerweile stark zugunsten der Viktoria gekippt, die nun auch den Großteil der Zweikämpfe im Mittelfeld für sich entscheidet. Lucas Wolf leitet mit einem Ballgewinn am Mittelkreis den nächsten Angriff ein.

Leo Münst agiert auch heute wieder als Dreh- und Angelpunkt, hat mit dem Flachschuss aus der Weite nun die Idee, die Matschpfütze im Fünfmeterraum auszunutzen. Doch Jan Olschowsky bringt sich rechtzeitig in Stellung und nimmt die Kugel mit beiden Händen auf.

Über Umwege bleiben die Domstädter in Ballbesitz und holen über Florian Engelhardt sogleich Eckball Nummer Zwei heraus.

Tooor für Viktoria Köln, 0:1 durch David Otto
Es hatte sich ein wenig angedeutet! Leo Münst schlägt die Ecke gefühlt ein wenig zu flach und zu lasch vor den Kasten. Doch David Otto senkt den Kopf ein wenig und verlängert am kurzen Pfosten unhaltbar in das lange Eck! Mit seinem sechsten Saisontor übertrifft er bereits jetzt den Vorjahreswert mit dem SV Sandhausen.

Die Viktoria wird dominanter. Florian Engelhardt legt rechts raus auf Lex-Tyger Lobinger, der mit seiner abgewehrten Hereingabe immerhin den ersten Eckball der Partie herausholt. Leo Münst tritt an.

Konterchance für die Viktoria. Leo Münst spielt den Steckpass auf Yannick Tonye, der allerdings etwas zu steil gerät. Das Umschaltspiel scheint zumindest in der Anfangsphase die Marschrichtung zu sein.

Insgesamt erwischt die Alemannia den engagierteren Start, versucht über Zweikämpfe in die Partie zu kommen. Das fehlende Selbstvertrauen ist aber auf beiden Seiten ein wenig zu spüren.

Nun auch der erste Vorstoß der Gäste, Florian Engelhardt hält aus der zweiten Reihe drauf. Der Schuss segelt jedoch deutlich über den Querbalken - da wäre ein flacher Aufsetzer die bessere Variante gewesen, denn vor dem Kasten von Jan Olschowsky hat sich in den letzten Wochen eine riesige Matschpfütze gebildet.

Frank Ronstadt verliert auf dem Flügel den Ball. Pierre Nadjombe zündet den Turbo und bringt die Hereingabe, Köln ist aber rechtzeitig zurückgerückt.

Und los! Alemannia tritt in den traditionellen Farben an, die Viktoria in Himmelblau.

Beim Aufwärmen gab es noch eine Hiobsbotschaft für die Gäste: Stammkeeper Dudu hat sich verletzt und muss kurzfristig Arne Schulz ersetzt werden, der damit zu seinem zweiten Saisoneinsatz kommt. Bei seinem Drittligadebüt gegen Osnabrück hielt er die Null.

Rund 21.000 Fans dürften heute den Weg auf den Tivoli gefunden haben. Am Dreiländereck ist es stark bewölkt, Niederschlag wird allerdings nicht erwartet.

Für die heutige Begegnung nimmt Chefcoach Marian Wilhelm zwei personelle Änderungen vor: Nach ihren abgesessenen Sperren rücken Meiko Sponsel und Florian Engelhardt für Tobias Eisenhuth und Leander Popp in die erste Elf. "Es geht darum, sich aus der kleinen Krise rauszuarbeiten, die Prinzipien anzuwenden. Dann kippt das auch schnell wieder", ist Mittelfeldmann Leonhard Münst sicher.

Viktoria Köln kassierte zuletzt gar drei Niederlagen in Folge. Am Höhenberg setzte es mit einem 1:5 gegen Verl und einem 0:1 gegen Abstiegskandidat Ulm besonders empfindliche Pleiten. Hoffnung dürfte den Domstädtern machen, dass sie in diesem Kalenderjahr bereits zwei Siege gegen die Alemannia feierten konnten, einmal in der Liga und einmal im Finale des Mittelrhein-Pokals - in beiden Begegnungen wirkte allerdings noch der heutige FC-Shooting Star Said El Mala mit.

Folgerichtig steht Ademi auch heute wieder in der Startelf. Felix Meyer ersetzt den gesperrten Danilo Wiebe, zudem darf Marc Richter für den leicht angeschlagenen Marius Wegmann von Beginn an ran. "Wir werden nach dem Spiel nicht darüber reden, dass wir knapp 80 Prozent Ballbesitz hatten. Es geht für uns darum, uns leidenschaftlich dagegenzustemmen und bereits zu sein zu leiden", gab Alemannia-Coach Mersad Selimbegović im Vorfeld die Marschroute vor.

Am vergangenen Wochenende gelang den Kartoffelkäfern immerhin ein Sieg für die Moral: In Rostock geriet die Alemannia schon in der zehnten Minute durch einen Platzverweis gegen Danilo Wiebe in Unterzahl, konnte mit einem Last-Minute-Treffer von Faton Ademi in der neunten Minute der Nachspielzeit zum 2:2 aber noch einen Punkt aus der Hansestadt entführen. Für den 19-jährigen U-Nationalspieler des Kosovos Ademi war es bereits das zweite Tor im zweiten Spiel.

Seit über einem Monat konnten beide Teams keinen Dreier einfahren, dementsprechend finden sie sich in der unteren Tabellenhälfte wieder. In der so engen 3. Liga könnte die Rückkehr auf die Siegerstraße einen echten Befreiungsschlag darstellen - vor allem für die Alemannen, die mit nur zwei Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone besonders zittern müssen.