Fazit:
Ein spektakuläres Derby d’Italia findet keinen Sieger! Inter verbrachte die meisten Führungsminuten, hatte beim Stand von 4:2 zahlreiche Möglichkeiten, den Sack zuzumachen. Juventus, das vorher im gesamten Saisonverlauf nur ein Gegentor kassiert hatte, wirkte zeitweise vor allem defensiv komplett von der Rolle. Die Einwechslung von Kenan Yıldız gab der alten Dame allerdings neuen Schwung, der talentierte Türke brachte den Gästen mit seinem Doppelpack tatsächlich noch den Ausgleich. Nutznießer ist allerdings vor allem Spitzenreiter Napoli, der durch seinen Sieg am frühen Nachmittag die Tabellenführung ausbaut.

Drei Minuten Nachspielzeit sind angesichts der vielen Tore fast ein bisschen wenig. Man wünschte sich eigentlich, dass die beiden Teams noch einmal 90 Minuten dranhängen.

Kenan Yıldız versucht sich diesmal als Vorbereiter und steckt geschickt zum eingerückten Andrea Cambiaso durch. Cambiaso kann den Ball nicht behaupten, aber immerhin zurück zu Yıldız liegen. Der wird außerhalb des Sechzehners auf den ersten Blick böse gefoult, doch die Pfeife bleibt stumm.

Simone Inzaghi bringt mit Mehdi Taremi einen neuen Offensivmann, der in seinen Saisons beim FC Porto oft hoch zweistellig traf. Allerdings wirkt Juventus dem Siegtreffer momentan näher.

Findet dieses spetakuläre Derby noch einen Sieger? Über den gesamten Spielverlauf gesehen hätte Inter die drei Punkte wohl mehr verdient, doch Juve hat nach den beiden Yıldız-Treffern das Momentum auf seiner Seite.

Tooor für Juventus, 4:4 durch Kenan Yıldız
Da ist er tatsächlich, der Ausgleich! Francisco Conceição schlägt eine Hereingabe von rechts in den Sechzehner. Erst Denzel Dumfries sorgt mit dem Kopf dafür, dass der hohe Ball bis zum im Rücken lauernden Kenan Yıldız findet. Der Türke hat allen Platz der Welt und gibt diesmal einen recht zentralen, aber sehr strammen Flachschuss ab. Yann Sommer ist noch leicht mit den Fingerspitzen dran, unhaltbar scheint der nicht.

Juve steht nun deutlich höher und sorgt damit dafür, dass das Spiel noch weniger im Mittelfeld stattfindet. Eine Hereingabe von rechts nimmt Kenan Yıldız direkt, verzieht aber deutlich.

Weitere personelle Änderungen auf beiden Seiten. Bei den Hausherren hatte Federico Dimarco unermüdlich die linke Außenbahn beackert und wird nun auf der Schiene durch den frischen Matteo Darmian ersetzt. Bei den Gästen bekommt der junge Belgier Samuel Mbangula seine Chance im Sturm.

Gelbe Karte für Denzel Dumfries (Inter)
Die nächste Verwarnung, die aufgrund eines taktischen Fouls ausgesprochen wird. Das zeugt auch von der Schnelligkeit der Offensivspieler, in diesem Fall Francisco Conceição.

Mehr als eine Viertelstunde steht noch auf der Uhr, die Messe ist noch lange nicht gelesen. Dabei hatte Inter die Vorentscheidung schon mehrere Male auf dem Fuß!

Tooor für Juventus, 4:3 durch Kenan Yıldız
Aus dem Nichts erzielt Juventus den Anschlusstreffer! Kenan Yıldız hat ein wenig Platz vor sich, was auch an seiner gelungenen Ballan- und mitnahme liegt. Der präzise Abschluss in das lange Eck ist genauso sehenswert, tolle Einzelaktion des jungen Türken!

Die Alte Dame wirkt in dieser Phase sehr gebrechlich, verteidigt auch die Standards alles andere als souverän. Ein Eckball von links findet den Kopf von Lautaro Martínez, der das lange Eck nur um Zentimeter verfehlt!

Der Inter-Express rollt weiter! Sechs Blau-Schwarze laufen plötzlich auf den gegnerischen Kasten zu. Dimarco macht aus der Situation viel zu wenig und bleibt mit seinem uninspirierten und egoistischen Abschluss an einem der wenigen verbliebenen Verteidiger hängen.

Und auch der anschließende Eckball wird gefährlich! Federico Dimarco kommt im Rückraum frei zum Abschluss und zwingt Di Gregorio zu einem Hechtsprung in das aus seiner Sicht linke Eck.

Nächste Großchance für Inter! Eine zu kurze Kopfballabwehr nimmt Nicolò Barella direkt. Die Kugel wird ein paar Mal gefährlich abgefälscht und stellt Michele Di Gregorio mit der gemeinen Flugkurve vor eine echte Prüfung. Der Turiner Torwart lenkt die Kugel gerade noch über den Querbalken!

Auch Simone Inzaghi wechselt doppelt. Mit Yann-Aurel Bisseck kommt ein 23-jähriger deutscher Abwehrspieler, der beim 1. FC Köln ausgebildet wurde und über Kiel, Kerkrade und Aarhus den Weg in die italienische Modemetropole gefunden hat.

Die Wechsel sind absolut positionsgetreu. Bei Fagioli und Savona sind sogar die Vornamen komplett gleich.

Notgedrungen drücken die Bianconeri nun auf das Gaspedal. Nach einer Ecke kommt der aufgerückte Pierre Kalulu zum Abschluss, bleibt jedoch im Abwehrwald hängen.

Nach einer Viertelstunde im zweiten Durchgang lässt sich feststellen, dass die Begegnung nichts an Unterhaltungswert eingebüßt hat.

Gelbe Karte für Benjamin Pavard (Inter)
Taktisches Foul an Timothy Weah. Vorangegangen war allerdings ein weiterer gefährlicher Angriff über Marcus Thuram.

Der Standard bringt nichts ein. Lange kann es nicht dauern, bis Thiago Motta erste personelle Änderungen vornimmt. Unter anderem Nicolò Savona scheint sich bereits bereit zu machen.

Ein Lebenszeichen der Alten Dame! Andrea Cambiaso spielt den tödlichen Pass Richtung Grundlinie, wo Weston McKennie artistisch mit der Hacke in die Zentrale legen will. Ein Verteidiger ist dazwischen und klärt zur Ecke.

Heute ist nichts von der hochgelobten Juve-Defensive zu sehen, die bislang erst ein Saisongegentor kassiert hatte. Die gesamte Viererkette und der Keeper sind heute Unsicherheitsfaktoren.

Tooor für Inter, 4:2 durch Denzel Dumfries
Der Eckball führt zum Torerfolg! Die Hereingabe kommt nah an den Fünfmeterraum. Dennoch kommt Michele Di Gregorio nicht heraus, sondern verlässt sich auf Danilo, der die Kugel nur streift und nach hinten verlängert. Dort steht Denzel Dumfries völlig frei und vollendet aus der Drehung flach diagonal in das lange Eck!

Die Alte Dame schwimmt! Henrikh Mkhitaryan tankt sich durch den Sechzehner und lässt Andrea Cambiaso ganz alt aussehen. Am Ende kann der Turiner mit Mühe zur Ecke klären.

Gelbe Karte für Danilo (Juventus)
Klares taktisches Foul an Marcus Thuram, der mit seiner Körperlichkeit Romelu Lukaku vergessen macht.

Um ein Haar legt Inter nach! Einen strammen Dimarco-Schuss von der linken Strafraumhälfte wehrt Di Gregorio nur zur Seite ab. Denzel Dumfries befindet sich in bester Einschussposition für den Abstauber, tritt aber über den Ball!

Immer wieder versucht es Juve spielerisch zu lösen und gerät so im eigenen Drittel in Bedrängnis. Letztlich schlägt Michele Di Gregorio den Ball einfach nur hoch und weit heraus.

Ohne personelle Änderungen geht es weiter. Hoffentlich wird der zweite Durchgang genauso unterhaltsam wie der erste!

Halbzeitfazit:
Juventus Turin kassiert in den ersten 45 Minuten dreimal so viele Gegentore wie im gesamten Saisonverlauf. Allerdings nahmen die Bianconeri auch selbst an diesem Offensivspektakel teil und so steht es zur Pause 3:2 mit völlig offenem Ausgang. Inter machte über die gesamte erste Halbzeit den etwas besseren Eindruck und führt daher auch verdient. Zudem ließ sich der Titelverteidiger auch vom zwischenzeitlichen Rückstand nicht verunsichern. Allerdings ließ die Alte Dame ebenfalls durchblicken, dass sie Neapel an der Tabellenspitze keinesfalls ziehen lassen will.

In der Nachspielzeit doch noch die Ausgleichschance für Juventus! Timothy Weah schlenzt die Kugel knapp am langen Pfosten vorbei.

Manuel Locatelli legt raus zu Andrea Cambiaso, dem der Ball leichtfertig ins Seitenaus verspringt - es bleibt dabei, die Alte Dame wirkt verunsichert.

Die Bianconeri müssen nun aufpassen, dass ihnen das Derby nicht komplett entgleitet, denn Inter scheint sich in einen Rausch zu spielen. Immerhin aus Juve-Sicht ist gleich Pause.

Auch Weston McKennie lässt die Kugel einfach in die Füße eines Gegenspielers prallen. Sofort rollt der nächste Konter. Marcus Thuram prescht mit Tempo über den linken Flügel und legt quer für Lautaro Martínez, dessen Schuss gerade noch von einem Abwehrspieler geblockt wird.

Für ein Spiel der Serie A ist hier ungewöhnlich viel Chaos in der Partie. Manuel Locatelli ist im Aufbau der Gäste ein Unsicherheitsfaktor, verliert zweimal in Folge leichtfertig den Ball.

Tooor für Inter, 3:2 durch Piotr Zieliński
Erneut verwandelt Piotr Zieliński! Diesmal entscheidet sich der Pole für das linke untere Eck - Michele Di Gregorio tut dies ebenfalls, kommt an den präzisen Schuss aber nicht ganz heran.

Und jetzt gibt es wieder Elfmeter für Inter! Auch hier gibt es keine Zweifel, Pierre Kalulu kommt gegen Denzel Dumfries deutlich zu spät und trifft ihn im Rücken.

Tooor für Inter, 2:2 durch Henrikh Mkhitaryan
Jeder Schuss ein Treffer! Nun ist Henrikh Mkhitaryan dran und macht sein schwaches Stellungsspiel beim jüngsten Gegentreffer wieder gut. Der Armenier will dieses Tor unbedingt, spielt einen Doppelpass mit Marcus Thuram, dribbelt sich dann noch ein wenig weiter in den Sechzehner und schließt flach in das linke Eck ab!

Die Alte Dame macht munter weiter! Francisco Conceição, der auffälligste Mann der Gäste, zieht aus spitzem Winkel einfach mal selbst ab und holt damit immerhin den nächsten Eckball heraus.

Der Inter-Kapitän lauert nun wieder in der Sturmspitze auf Bälle, dennoch wirken die Hausherren ein wenig verunsichert.

Die schlechten Nachrichten für die Gastgeber reißen nicht ab. Nicht nur, dass der Einsatz im Mittelfeld gegen Lautaro Martínez im Vorfeld des Tores nicht abgepfiffen wurde, der Argentinier scheint sich dabei auch noch wehgetan zu haben.

Tooor für Juventus, 1:2 durch Timothy Weah
Inter hatte gerade wieder die Spielkontrolle übernommen, verliert im Aufbau aber zu leicht den Ball. Über Cambiaso kommt das Leder auf rechts zu Francisco Conceição, der Henrikh Mkhitaryan wie eine Fahnenstange stehen lässt und und die Kugel von der Torauslinie in die Mitte spielt. Timothy Weah befindet sich in leichter Rücklage, spitzelt die Kugel aus kurzer Distanz aber dennoch in die Maschen!

Michele Di Gregorio hat mit dem Standard durchaus seine Probleme, ist zweimal mit den Fingerspitzen dran, aber kann nicht entscheidend klären. Allerdings ist Marcus Thuram für seinen Kopfball schließlich zu weit vom Tor entfernt.

Jetzt ist auf einmal richtig Fahrt drin! Federico Dimarco dringt mit Tempo über links vor und holt einen Eckball heraus.

Der Treffer wird kurz überprüft, doch eine Abseitsstellung ist weit und breit nicht zu erkennen.

Tooor für Juventus, 1:1 durch Dušan Vlahović
Zweiter Torschuss im Spiel, zweites Tor - und was für eins! Juan Cabal spielt aus dem linken Halbfeld einen wunderschönen Heber in die Spitze. Weston McKennie legt mit einem Kontakt links quer zu Dušan Vlahović, der nur noch den Fuß reinhalten muss!

Die Alte Dame scheint den Nackenschlag gut verkraftet zu haben, verfügt nun immerhin über eine längere Ballbesitzphase. Francisco Conceição ist bislang der Aktivposten der Turiner.

Einen Torschuss aus dem Spiel heraus gibt es noch nicht zu verzeichnen, dennoch führt Inter nun mit einem Tor. Es ist zugleich das zweite Saison-Gegentor für Juve, beide per Elfmeter.

Tooor für Inter, 1:0 durch Piotr Zieliński
Der langjährige Neapolitaner donnert den Strafstoß humorlos in die Mitte! Michele Di Gregorio war schon auf dem Weg in die rechte Ecke und somit chancenlos.

Erneut steht der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Benjamin Pavard bringt die Kugel flach von rechts in den Sechzehner. Danilo kommt mit dem Fuß nicht an den Ball, trifft aber Marcus Thuram - Elfmeter für Inter!

Nicolò Barella verliert im Aufbau den Ball. Manuel Locatelli hätte das Feld frei vor sich, doch schnell ertönt die Pfeife des Unparteiischen - Stürmerfoul.

Federico Dimarco führt den Standard kurz aus, bekommt die Kugel umgehend wieder und schlenzt sie dann aber weit über die gefährliche Zone.

Nicolò Barella spielt einen intelligenten Steckpass auf Lautaro Martínez. Danilo ist zuerst am Ball, geht aber auf Nummer sicher und klärt zur ersten Ecke für die Gastgeber.

So langsam reißt Inter das Spiel an sich. Thuram und Dumfries versuchen sich im Doppelpass, doch Danilo steht im Weg.

Erneut geht es bei den Nerazzurri über den rechten Flügel und Denzel Dumfries, die Hereingabe segelt jedoch an Freund und Feind vorbei.

Erster Vorstoß der Hausherren, Marcus Thuram lässt sich aber nach außen abdrängen. Zur Erinnerung: Juventus hat in dieser Saison erst ein Gegentor kassiert.

Der Standard bringt nichts ein, doch Juventus legt überraschend mutig los.

38 Sekunden sind gespielt, da bringt Francisco Conceição von der rechten Strafraumkante eine gefährliche Außenristflanke in den Sechzehner. Inter kann nur mit Mühe zum ersten Eckball klären.

Die Kugel rollt! Die weiß gekleidete Alte Dame befindet sich zuerst in Ballbesitz und wird vom Mailänder Publikum gnadenlos ausgepfiffen.

Alles ist angerichtet! Das Stadion wird verdunkelt, die Spieler befinden sich im Tunnel und kommen jederzeit heraus.

Roberto Boninsegna, Giuseppe Meazza und Omar Sívori heißen die drei Spieler, die im Derby Italiens jeweils zwölf Tore erzielen konnten. Alessandro Del Piero traf ebenfalls zehn Mal gegen Inter. Lautaro Martínez befindet sich mit vier Derbytoren zwar noch weit von diesen Größen entfernt, könnte heute aber ein wenig aufschließen. Der Argentinier ist gut drauf, erzielte den Siegtreffer gegen die AS Rom, schnürte gegen einen Doppelpack in Udine und traf in der Länderspielpause für sein Heimatland gegen Bolivien.

Für den amtierenden Meister spricht, dass Juventus keines der letzten vier Derby d'Italia für sich entscheiden konnte. Das letzte Aufeinandertreffen im Februar entschied Inter im San Siro durch ein Eigentor von Federico Gatti mit 1:0 für sich - am Ende der vergangenen Saison trennten Inter und die Alte Dame 23 Punkte.

Thiago Motta übt sich trotzdem im Tiefstapeln: "Napoli und Inter sind die Favoriten auf den Titel". In der Tat verlor Inter bislang nur das Mailänder Derby, reihte zuletzt vier Pflichtspielsiege aneinander. Mit Yann Sommer, Benjamin Pavard, Marcus Thuram, Henrikh Mkhitaryan, Yann Bisseck, Marko Arnautović und Hakan Çalhanoğlu stehen bei den Nerazzurri außergewöhnlich viele Ex-Bundesliga-Spieler unter Vertrag - die vier erstgenannten stehen heute sogar in der Startelf.

Trotz aller Probleme könnte man den Rückstand auf Tabellenführer Neapel heute auf drei Punkte verkürzen - was vor allem an der herausragenden Defensive liegt. In acht Ligaspielen hat Juventus unglaublicherweise erst ein Gegentor kassiert, und auch das beim 1:1 gegen Cagliari nur vom Elfmeterpunkt. Den Gegentreffer im Heimspiel gegen Stuttgart kassierte man erst nach einem Platzverweis gegen Danilo.

Dass die Alte Dame schwächelt, das haben unter der Woche die Stuttgarter Fans mitbekommen. Seit vier Jahren wartet der italienische Rekordmeister nun schon auf den 37. Titel. Mit Bremer, Douglas Luiz und Nico González und natürlich dem dopinggesperrten Paul Pogba fehlen den Bianconeri in der Frühphase der Saison wichtige Stützen - vor kurzem wurde bekannt, dass Pogba bei den Turinern überhaupt nicht mehr zum Zug kommen soll.